Was sich heute beim Match zwischen SV Donau Klagenfurt und dem SV Dellach/Gail abspielte, war ein Drama in mehreren Akten – mit Toren, Comebacks und einer Verhaftung mitten im Spiel. Ja, richtig gelesen: Während sich andere Spieler in der Kabine mit isotonischen Getränken versorgten, bekam Boyo Jarjue Handschellen von der Fremdenpolizei serviert.

Der 27-Jährige aus Gambia, der seit 10 Jahren beim SV Donau spielt, wurde in der Halbzeitpause aus dem Stadion abgeführt. Warum genau, ist derzeit noch ein Fall für die Behörden – droht eine Abschiebung oder steckt ein bürokratischer Irrsinn dahinter? Noch tappen alle im Dunkeln. Nur so viel: Für Jarjue kam Fabio Primig aufs Feld, aber der Schock saß tief – auf und neben dem Platz.
Von 3:0 auf 4:4 – ein Spiel mit Hang zur griechischen Tragödie
Aber zurück zum Sportlichen, das in diesem Fall fast nebensächlich wirkte: Donau startete wie aus dem Fußballlehrbuch. In der 25. Minute zündete Tristan Ciglar den Torreigen, Emil Jantscher legte in der 31. nach, ehe Ciglar in Minute 35 gleich noch einen drauflegte. 3:0 nach nicht einmal 40 Minuten – da sah alles nach einem souveränen Heimsieg aus.
Doch Fußball wäre nicht der Fußball, wenn er nicht mit einem dramatischen Plot-Twist aufwarten würde: Samir Nuhanovic schnürte einen Doppelpack (36. und 46.), Anton Ereiz sorgte mit dem 3:3 in Minute 55 für die endgültige Wiederauferstehung der Gäste. Und als Maximilian Rupitsch in der 78. Minute das 4:3 erzielte, roch es wieder nach einem Happy End für Donau – bis Nuhanovic in der 85. sein drittes Tor machte und zum 4:4-Endstand traf.
Ein Spiel mit mehr Fragezeichen als Taktiktafeln
Am Ende blieben vier Dinge: acht Tore, 400 Zuschauer, ein Verhafteter – und eine Menge offener Fragen. Warum genau wurde Boyo Jarjue abgeführt? War es ein tragisches Missverständnis oder ein symbolisches Beispiel für die Härte der österreichischen Fremdenpolitik? Dass ein Spieler in der Halbzeitpause einfach abgeführt wird, dürfte jedenfalls selbst im skurrilen Kosmos des Amateurfußballs Seltenheitswert haben.
Und jetzt?
Die Behörden schweigen bisher – die Mannschaft nicht. Der Verein steht hinter Jarjue, Mitspieler zeigen sich schockiert, Zuschauer sprechen von einem „Moment, den man nicht vergisst“. Wir hoffen, dass sich die Umstände rasch klären, sagt ein entsetzter Lukas Koch. Bis dahin bleibt dieser Nachmittag als Beispiel dafür stehen, dass Fußball eben mehr ist als 22 Leute, die einem Ball hinterherlaufen – manchmal ist es auch ein Spiegel für das, was abseits des Rasens falsch läuft.










