Manchmal erzählt ein Ergebnis nicht die ganze Geschichte. Beim 0:8-Debakel der DSG Ferlach gegen TSV Grafenstein lohnt sich ein zweiter Blick – denn was auf dem Papier wie ein Desaster wirkt, war in Wirklichkeit eine Verkettung von Pleiten, Pech und Pannen, gepaart mit einem Gegner in absoluter Bestform.
Sechs Stammspieler draußen – Ferlach ein Schatten seiner selbst
Wenn ein Team fast die halbe erste Elf ersetzen muss, wird selbst der Sonntagskick zur Mammutaufgabe. Ferlach musste ohne seinen Toptorjäger Stephan Bürgler (gesperrt), den Routinier Rok Elsner (gesperrt), Goalie Bernhard Markun (ebenfalls gesperrt) und den angeschlagenen Marco Gössmann (nur Ersatz) auskommen. Michael Krainer kam erst nach einem Begräbnis nach – wer da noch von “Bestbesetzung” sprach, der hatte wohl die Sonnenbrille verkehrt herum aufgesetzt.
Trainer Mario Woschitz nahm das Malheur sportlich: „Vielleicht war es gut, dass wir eines auf den Deckel bekommen haben.“ Schon beim Aufwärmen, so Woschitz, sei eine gewisse Überheblichkeit zu spüren gewesen – nicht nur bei den Spielern, sondern auch bei ihm selbst. Eine ehrliche Einschätzung, die man nicht alle Tage hört.
Grafenstein: Wenn alles klappt, wird’s für jeden ungemütlich
Während Ferlach mit sich selbst kämpfte, zündete Grafenstein ein wahres Fußballfeuerwerk. Trainer Alexander Stroj fand nach dem Spiel lobende Worte für den Gegner, aber auch klare für die eigene Truppe: „Ferlach ist eine gute Mannschaft, aber sie waren extrem ersatzgeschwächt. Wenn meine Jungs mit der richtigen Einstellung auflaufen, dann wird es für jeden Gegner unschön.“ Dass Grafenstein diese Lektion bitter lernen musste – in der Woche zuvor mit einem eher lauwarmen Auftritt beim 2:2 gegen Wölfnitz – verlieh diesem 8:0-Sieg eine zusätzliche Würze.
Es passte einfach alles: Spielfreude, Konzentration, Abschlussstärke. Und ein Gegner, der spätestens nach dem 0:4 innerlich den Motor abgestellt hatte.
Keine Lust auf Verschwörungstheorien
Die Gerüchteküche brodelte rasch: Hatte Ferlach absichtlich so hoch verloren, um Einfluss auf den Aufstiegskampf zu nehmen? Mario Woschitz winkt entspannt ab: „Mir ist es völlig egal, wer aufsteigt. Ich schaue nur auf meine Mannschaft.“ Priorität Nummer eins sei es, die Saison sauber zu Ende zu bringen – und mit dem Abstieg, trotz vieler Winterabgänge, nichts zu tun zu haben. Eine Haltung, die mehr Rückgrat beweist als so mancher Aufstiegstraum.
Alles auf Anfang gegen Sirnitz
Die gute Nachricht für die Fans: Im nächsten Spiel gegen Sirnitz kehren alle Leistungsträger zurück. Und Woschitz’ Jungs sind offenbar heiß wie Frittenfett. SGA Sirnitz darf sich auf einen Gegner einstellen, der auf Wiedergutmachung aus ist und keinen Millimeter mehr herschenken will. Die Elf von Martin Hinteregger steckt nach dem 1:3 in Ludmannsdorf mitten im Abstiegskampf.
Ferlach bleibt also spannend – eine Mannschaft, die an einem guten Tag jeden schlagen kann, aber eben auch für eine krachende Niederlage gut ist. Nach dem Ausrutscher von Grafenstein könnte jetzt genau der richtige Schub kommen, um die Saison doch noch mit einem Paukenschlag zu beenden.
Fazit: Wenn schon verlieren, dann mit Lerneffekt
Ein 0:8 tut weh, keine Frage. Aber vielleicht war diese Lehrstunde genau das, was Ferlach gebraucht hat. Die Antwort auf dem Platz wird entscheidend sein – und die wird es bald geben.
Was meinst du: Sehen wir gegen Sirnitz die erste Revanche auf dem Weg zur Rehabilitation?