Im Kärntner Frauenfußball herrscht Aufruhr. Medien berichten von einer großen Fusion zwischen Austria Klagenfurt und den Carinthians LiWOdruck Hornets – doch wer ein Komplett-Upgrade im Austria-Dress erwartet hat, dürfte enttäuscht sein. Denn: Die Realität ist deutlich weniger dramatisch, dafür umso spannender.
Austria Klagenfurt übernimmt Hornets-Lizenz – und startet in Liga zwei
Die eigentliche Fusion betrifft Austria Klagenfurt und die Carinthians LiWOdruck Hornets. Die Hornets, bislang fixer Bestandteil der 2. Frauen-Bundesliga, ziehen sich zurück und übergeben Austria Klagenfurt die Spielberechtigung. Der violette Traditionsklub wird künftig also auch im Damenfußball auf Bundesebene mitmischen.
Ein Coup, der sportlich Sinn ergibt – denn ein reiner Frauenfußballverein wie die Hornets hat langfristig kaum Überlebenschancen im harten Bundesliga-Alltag. Da braucht es die Struktur und den Rückhalt eines Profiklubs. Doch gleichzeitig wirft der Schritt Fragen auf: Wer läuft da künftig überhaupt auf?
Von wegen Mannschaftsfusion: Sachsenburg widerspricht
Wer dachte, mit der neuen Austria-Damenmannschaft ziehe gleich das gesamte Team aus Sachsenburg nach Klagenfurt um, irrt gewaltig. Stefan Wallner, Obmann des SV Blau-Weiß Sachsenburg, stellt das mit einem Augenzwinkern, aber klarer Kante richtig:
„Also nicht so wie in den Medien und von der Austria kommuniziert – die Mannschaften fusionieren.“
Stefan Wallner
Tatsächlich wechseln nur ein bis zwei Spielerinnen aus dem bisherigen Hornets-Kader nach Klagenfurt. Der Großteil bleibt in Oberkärnten und läuft künftig für das neu formierte Frauenteam Blau-Weiß Sachsenburg auf, das sowohl in der Kärntner Liga als auch in der Kleinfeldliga vertreten sein wird.
Wer wohin? Das Transfer-Puzzle der Hornets
Wallner liefert auch einen offenen Überblick zur aktuellen Personalsituation:
- Laura Kert ist fix bei Austria Klagenfurt – eine der wenigen, die den Sprung in die Zweitliga-Mannschaft wagen.
- Anja Meier, Rosentalerin mit Stationen in Ludmannsdorf und St. Jakob, steht auf der Kippe. Geografisch wäre Klagenfurt naheliegend, entschieden hat sie sich aber noch nicht.
- Nicole Gatternig wird mit dem SV Oberglan in Verbindung gebracht – laut Gerüchten soll ihr Freund dort Trainer werden. In einem Gespräch mit Wallner ließ sie jedoch durchblicken: „Am liebsten würde ich bleiben.“
- Magdalena Neumann zieht es nach Graz – vermutlich studien- oder berufsbedingt.
Das Kraker Gerücht
Und dann ist da noch Vanessa Kraker: Die Lavanttalerin war mit 10 Saisontoren Top-Torjägerin des GAK – und wird als potenzieller Neuzugang bei Austria Klagenfurt gehandelt. Die Gerüchteküche brodelt.
„Der GAK steht für mich an erster Stelle – alles andere ist Spekulation. Klagenfurt ist eine von vielen Optionen. Reden kann man immer über alles“, sagt Kraker mit diplomatischem Charme.
Austria hält sich noch bedeckt – aber die Zeit drängt
Von offizieller Seite aus Klagenfurt ist bislang wenig Konkretes zu hören. Austria-Präsident Robert Micheu sagt: „Wir führen laufend Gespräche – und bei ein paar schaut es schon gut aus.“
Diese Gespräche müssen allerdings bald zu Ergebnissen führen – denn die 2. Frauen-Bundesliga wird kommende Saison voraussichtlich noch stärker. Sollte der SK Rapid den Aufstieg schaffen, warten auf Austria Klagenfurt echte Kaliber. Zeitgleich sieht es danach aus, als würden die SPG FC Lustenau / FC Dornbirn Ladies aus der Bundesliga absteigen – also: oben stärker, unten enger.
Die drei neuen Aufsteiger aus den Landesligen werden in drei Dreiergruppen mit Hin- und Rückspielen ermittelt. Derzeitiger Stand der Kandidaten:
- SK Rapid (Wien)
- Bad Sauerbrunn oder Draßburg (Burgenland)
- FSG Traiskirchen (Niederösterreich)
- SPG SV Zaunergroup Wallern / Krenglbach (Oberösterreich)
- FC Oberes Feistritztal (Steiermark)
- SV Hirter Kraig (Kärnten)
- FC Sohm Alberschwende Damen oder SPG Konkret Milz Leiblachtal (Vorarlberg)
- SG FC Bergheim 1c (Salzburg)
- Sportverein Innsbruck (Tirol)
24 Zusagen und ein starkes Trainerduo – Sachsenburg bleibt stabil
Trotz aller Spekulationen steht in Sachsenburg der Kurs: 24 Spielerinnen haben für die kommende Saison, Stand jetzt, bereits zugesagt – das ist nicht nur stabil, sondern bemerkenswert. Damit ist der Grundstein für zwei schlagkräftige Teams gelegt.
Auch an der Seitenlinie ist Kontinuität angesagt: Gespräche mit Alexander Pichelkastner und Alexandra Morgenstern, die das Coaching beider Mannschaften übernehmen sollen, laufen. Erfahrung, Herzblut und ein gutes Händchen für Teamführung sind gefragt – gerade in einer Phase, in der sich viel bewegt.
Fazit: Zwei Wege, ein Ziel – Frauenfußball mit Rückenwind
Was anfangs nach Chaos roch, entpuppt sich als strukturierte Neuordnung. Austria Klagenfurt wagt mit Hornets-Lizenz den Sprung in den Profibereich, Sachsenburg bleibt seiner Linie treu und setzt auf regionale Stärke und Eigenständigkeit.
Keine feindliche Übernahme – sondern zwei Wege, die nebeneinander bestehen können.
Der Frauenfußball in Kärnten lebt – aber er wächst noch zu langsam. Es braucht mehr Sichtbarkeit, mehr Förderung und vor allem: mehr Vertrauen in das, was da gerade entsteht.