Die Stimmung in Linz brodelt – und das nicht wegen eines heißen Spiels, sondern wegen einer eiskalten Fan-Revolte. Die „Landstrassler“, eine der prägendsten Fanvereinigungen des LASK, haben genug. Genug von Intransparenz, genug von Ein-Mann-Dominanz – und vor allem genug von Präsident Siegmund Gruber.
Boykott mit Botschaft: Zwei Spiele, zwei leere Plätze
Wer in den nächsten Heimspielen des LASK gegen Hartberg oder Altach auf gewohnte Fan-Choreos und ohrenbetäubenden Support hofft, wird enttäuscht sein. Die „Landstrassler“ bleiben den letzten beiden Saisonspielen fern – und das aus voller Absicht. Der Boykott sei „alles andere als leicht gefallen“, heißt es in ihrer öffentlichen Stellungnahme, doch er sei das Resultat eines schleichenden Vertrauensverlusts über Jahre hinweg.
Mit anderen Worten: Die Beziehung zwischen Fans und Führungsetage befindet sich am Nullpunkt – ein Beziehungsaus auf Zeit, wenn man so will.
Ein Verein, ein Mann? Das wollen viele nicht mehr sehen
Die zentrale Kritik der Fans liest sich wie ein Grundsatzpapier zur Demokratie im Fußball: „Der LASK darf nicht nur auf eine Person zugeschnitten und völlig von dieser abhängig sein.“ Eine Aussage mit Sprengkraft – und mit Vergangenheit. Denn viele erinnern sich noch an dunkle Zeiten, als der Verein bereits einmal in die Abhängigkeit von Einzelpersonen rutschte und fast daran zerbrach.
Dass man dieses Szenario nicht noch einmal erleben will, ist mehr als verständlich. In einer Zeit, in der Vereine oft wie börsennotierte Unternehmen geführt werden, ist die Sehnsucht nach Basisdemokratie und geteilter Verantwortung fast schon revolutionär – oder nostalgisch, je nach Blickwinkel.
Die Kurve kämpft um ihre Seele
Dabei ist der Protest nicht aus Trotz geboren, sondern aus Sorge. Die Fans betonen, dass es ihnen nicht um Macht oder Einfluss geht, sondern um den Fortbestand des Vereins „aus tiefster Überzeugung“. Sie wünschen sich nachhaltige Veränderungen – nicht nur kosmetische Reparaturen, sondern strukturelle Neuausrichtung. Der Verein, so der Tenor, solle wieder ein Ort des Miteinanders werden – nicht das Spielfeld eines einzelnen Machers.
Ob das gelingt? Noch offen. Aber eins ist klar: Die Kurve ist nicht mehr nur Dekoration im Stadion, sie will mitreden. Und sie will Verantwortung auf mehreren Schultern sehen – nicht nur auf einer.
Infostand statt Inferno – Dialog statt Dauerfeuer
Ein Hoffnungsschimmer bleibt: Der angekündigte Infostand vor dem Spiel ist kein Zeichen der Eskalation, sondern des Dialogs. Hier soll geredet, diskutiert, gestritten werden – auf Augenhöhe, mit offenen Karten. Ein demokratischer Impuls in einer zunehmend wirtschaftlich gesteuerten Fußballwelt.
Der Slogan „Alles für den LASK – nichts für die Firma“ bringt es dabei auf den Punkt: Die Fans wollen Verein statt Konzern. Emotion statt Kalkül. Leidenschaft statt Aktienlogik.
Und jetzt? LASK am Scheideweg
Der Ball liegt jetzt nicht nur auf dem Rasen, sondern auch im Präsidium. Wie der Verein mit diesem Fan-Aufstand umgeht, wird richtungsweisend für die kommende Saison – und womöglich für die gesamte Zukunft des LASK.
Denn wenn selbst die treuesten Anhänger nicht mehr kommen, ist das mehr als nur ein stiller Protest. Es ist ein ohrenbetäubender Warnschuss.
Wie siehst du das – hat die Kurve recht mit ihrem Protest, oder geht sie zu weit?
Die komplette Stellungnahme im Wortlaut:
LASKla!
Für alle von uns ist es das Größte, unseren LASK Woche für Woche spielen zu sehen und auch zu sehen, wie die Kurve in den letzten Jahren auf allen Ebenen wuchs. Ihr könnt euch vermutlich vorstellen, dass diese Worte und dieser Schritt uns alles andere als leicht fallen und am Ende das Ergebnis einer jahrelangen Entwicklung sind, die es uns von Jahr zu Jahr schwieriger machte, guten Gewissens unser Geld in die GmbH zu tragen und damit diese Entwicklung finanziell weiterhin zu unterstützen. Als erste Maßnahme werden wir daher die Heimspiele der restlichen Saison nicht mehr besuchen.
Wir wissen, dass der Verein nicht auf unser Geld angewiesen ist, sind aber der Überzeugung, dass Veränderung nur dann möglich ist, wenn sich sicht- und spürbar etwas am Stadionerlebnis ändert.
Wir werden die nächsten Wochen dazu nutzen, auf breiter Basis, mit allen Fanclubs und Anhängern die das möchten, mögliche Szenarien zu diskutieren und in weiterer Folge klare Forderungen zu definieren. Unser Ziel ist es, nachhaltige Veränderungen im Verein zu bewirken. Nicht um unser Ego zu befriedigen oder Einfluss zu gewinnen, sondern aus tiefster Überzeugung, dass diese Veränderungen für unseren Verein langfristig überlebenswichtig sind. Der LASK darf nicht nur auf eine Person zugeschnitten und völlig von dieser abhängig sein. Wohin das führen kann, ist vielen von uns schmerzlichst in Erinnerung.
Für die kommende Zeit werden wir einen langen Atem brauchen. Wie die Situation dann zum Start der neuen Saison aussehen wird, können wir aktuell noch nicht sagen. Uns ist jedenfalls bewusst, dass diese Veränderungen nicht von heute auf morgen passieren werden. Wir sind jedoch fest davon überzeugt, dass ein Verein nur dann nachhaltig funktionieren kann, wenn die Verantwortung auf mehrere Schultern aufgeteilt ist. Dieses Ziel haben wir fest im Blick.
Beim kommenden Heimspiel am Samstag wird es neben dem Verkaufsstand auch einen Infostand geben, bei dem wir über die aktuelle Lage informieren und uns über Ideen, Kritik und Anregungen freuen. Dieser findet von 15:00 – 16:45 Uhr am Parkplatz des Jugendgästehauses statt (siehe Bildbeilage).
ALLES FÜR DEN LASK – NICHTS FÜR DIE FIRMA
Gruber raus!
Landstrassler im Mai 2025