Wenn der Trainer geht, bevor der Abstieg kommt – in St. Jakob wird nichts unversucht gelassen. In aller Freundschaft trennen sich der SV St. Jakob und Coach Alexander Suppantschitsch – ein Abschied ohne Drama, aber mit viel Bedeutung. Der Verein zieht kurz vor Saisonende die Reißleine und setzt mit Jonas Warmuth in nächsten Spiel auf einen Neuanfang im Eiltempo.
Pecnik: Wir brauchen einen Impuls
Es ist der Klassiker in der Trainerwelt: „Wir brauchen einen Impuls“. Und während solche Phrasen oft nach Durchhalteparolen klingen, scheint man in St. Jakob tatsächlich einen letzten Trumpf aus dem Ärmel ziehen zu wollen. Der Neue an der Seitenlinie, Jonas Warmuth, bekommt möglicherweise 5 Spiele – mehr nicht, vielleicht zu wenig, aber vielleicht genau richtig. Der Auftrag ist so simpel wie brutal: Rette den Verein vor dem Abstieg.
Präsident und Obmann Johannes Pecnik glaubt noch an das Wunder, und mit Rang 15 ist der Klassenerhalt trotz aller Sorgen noch immer machbar. Doch man hängt am letzten seidenen Faden – 19 Punkte, Letzter. Der Erzfeind Köttmannsdorf liegt mit einem Punkt mehr direkt vor der Nase, ebenso Ferlach, Donau und Bleiburg. Der Showdown ist angerichtet.
Das Restprogramm – ein Albtraum in fünf Akten
Wäre es ein Film, er würde unter „Horror – nicht jugendfrei“ laufen. St. Jakob muss gegen den Tabellenführer, einem Top-5-Team und direkte Abstiegskonkurrenten ran. Hier die Reihenfolge, in der der Fußballgott sein Dramaturgie-Talent ausspielt:
- 10. Mai: ATUS Velden (1.) – die unangenehmste oder leichteste aller Aufgaben, gleich zu Beginn. (Hinspiel 2:2)
- 16. Mai: Austria Klagenfurt Amateure (4.) – jung, technisch stark, nie zu unterschätzen. (Hinspiel 2:1)
- 23. Mai: Derby gegen Köttmannsdorf – vielleicht das wichtigste Spiel des Jahres (Hinspiel 1:1)
- 31. Mai: Auswärts in Bleiburg – die Punktelieferanten der Rückrunde im Duell. (Hinspiel 2:1)
- 6. Juni: Das vielleicht letzte Finale gegen Donau – das Hinspiel endete 1:1.
Fünf Spiele, drei Gegner aus dem Keller, aber auch zwei Top-Teams. Ein Tanz auf der Rasierklinge – in Stollenschuhen.
Kein Zerwürfnis, aber viel Druck
Was bleibt, ist der sportliche Ernst der Lage. Von außen betrachtet wirkt der Trainerwechsel beinahe idyllisch – kein Stress mit dem Vorstand, keine Mannschaftsrevolte, keine Schlagzeilen à la „Kabinenzoff eskaliert“. Und doch ist es eine drastische Maßnahme. Suppantschitsch geht, weil die Tabelle keine Freundschaften kennt. Und Warmuth kommt, weil manchmal der Trainerwechsel das letzte Mittel ist, wenn alles andere ausgeschöpft scheint.
Ist der Glaube noch da?
Die wichtigste Frage stellt sich gar nicht auf dem Spielberichtsbogen, sondern in den Köpfen der Spieler: Glauben sie noch an sich? An das Wunder von St. Jakob? Die Spiele gegen Köttmannsdorf, Bleiburg und Donau bieten die Bühne für eine der irrsten Rettungsaktionen der Liga – oder das endgültige Verlöschen des Lichts in der Kärntner Liga.
Eines ist klar: Diese fünf Spiele sind nichts für schwache Nerven. Die Fans werden zur zwölften Kraft, der neue Trainer zur Schlüsselfigur – und das Team? Muss sich endlich als Mannschaft zeigen.
Wer fällt, wer fliegt, wer bleibt drin? Die Antwort gibt’s bis Anfang Juni – Fußball, wie er dramatischer kaum sein kann.