Wenn der Tabellenkeller ruft, wird jeder Punkt zur Goldmünze. Und wenn sich dann auch noch zwei unmittelbare Nachbarn aus dem unteren Drittel gegenüberstehen, ist Hochspannung garantiert. Im Turnerwald-Stadion stieg ein solcher Nervenkitzel: Der SK Treibach empfing den FC Gleisdorf 09 – beide mit Rückenwind, beide mit Blick auf den Klassenerhalt, aber noch nicht sicher im Ligahafen.
Doch am Ende schlichen die Heimischen bedröppelt vom Platz, während die Gäste aus der Steiermark jubelnd einen Big Point einfuhren. Mit 3:1 gewann Gleisdorf nicht nur das Spiel, sondern kletterte in der Tabelle an Treibach vorbei. Beide Teams stehen jetzt bei 31 Punkten, aber dank des besseren direkten Vergleichs haben die Steirer nun die Nase vorn. Und ganz nebenbei beendeten sie auch noch Treibachs stolze Serie: Neun Heimspiele ungeschlagen – nun Geschichte.
Früher Treffer, später Triumph
Es ging los, wie’s sich kein Heimfan gewünscht hatte. Zwar durfte Lukas Pippan für Treibach zuerst per Kopf probieren, das Netz blieb aber unberührt. Im Gegenzug schlug Gleisdorf gnadenlos zu: Toni Barisic nutzte einen kapitalen Wackler in der Treibacher Defensive, umkurvte Keeper Böck so lässig wie ein Tourist einen Kreisverkehr und schob zum frühen 0:1 ein. Da waren gerade einmal zehn Minuten gespielt – aber die Hausherren bereits im Hintertreffen.
Was folgte, war eine erste Halbzeit mit vielen leeren Kilometern. Gleisdorf blieb überlegen, versiebte aber durch Christian Berger zwei Hochkaräter. Treibach? Ließ die Kreativität im Kabinentrakt liegen. Zur Pause war die Führung für die Gäste verdient, wenn auch ausbaufähig.
Treibacher Weckruf – und Gleisdorfer Platzverweis
Nach der Pause dann ein anderes Bild: Plötzlich wirkte Treibach wie ein Verein, der begriffen hatte, dass es um die Existenz geht. In Minute 49 belohnte sich das Team: Flanke von links, Pippan sagt „Danke“ und schob zum Ausgleich ein. 1:1, Spiel auf Anfang – zumindest für kurze Zeit.
Die Partie wurde nun zur Pendeluhr: Chancen rar, der Puls hoch, das Spiel offen. Dann kam Minute 68 – und Trainer Marko Kovacevic zeigte, wie man sich selbst opfert. Nach lautstarker Kritik an der Schiedsrichterleistung kassierte er Gelb-Rot (68.) – ein temperamentvoller Abgang, aber vielleicht genau der Impuls, den seine Mannschaft brauchte.
Denn Gleisdorf reagierte wie ein Boxer nach dem Gong: hellwach. Und als ob das nicht genug wäre, machten die Hausherren sich das Leben selbst schwerer – Nikolaos Kokkas (75.) mit Rot vom Platz. In Überzahl kam der Gäste-Motor wieder ins Rollen.
Der K.o. kommt spät – aber heftig
Zuerst versemmelte Barisic noch kläglich aus acht Metern – Latte statt Lohn. Doch der zweite Anlauf war erfolgreicher: Joker Jakob Kolb stieg in Minute 87 hoch und köpfte zum 2:1 ein. Und damit nicht genug: In der Nachspielzeit tanzte Barisic erneut den Torwart aus und schob zum 3:1 ein – sein zweiter Treffer, der Deckel auf dem Topf.
Was für ein Doppelschlag, was für ein Schlusspunkt. Die Heimserie der Treibacher? Beendet. Die Punkteverteilung? Jetzt auf Augenhöhe – aber mit psychologischem Vorteil für die Gleisdorfer, die nun auch im direkten Duell klar vorne liegen.
Stimmen zum Spiel: Frust und Fokus
Marko Kovacevic, Gleisdorf-Trainer mit dramatischem Abgang, analysierte auf der Tribüne:
„Wir sind sehr gut gestartet, hätten das 2:0 machen müssen, und ein Handelfmeter wurde uns nicht gegeben. Nach dem Ausgleich ist es dann eine offene Partie gewesen. Dann wurde dreimal auf Abseits entschieden, obwohl es keins war, und ich habe Gelb-Rot gesehen. Aber danach ist ein Ruck durch die Mannschaft gegangen.“
Auch Stefan Weitensfelder, sportlicher Leiter des SK Treibach, sprach nach dem Spiel Klartext:
„Leider sind wir nicht richtig ins Spiel gekommen und haben wieder früh ein Gegentor kassiert. Nach dem Ausgleich war es dann ein Spiel auf Augenhöhe – bis zur umstrittenen Roten Karte, die erst mit Verzögerung nach Eingriff des Linienrichters gegeben wurde. Unsere Jungs haben danach trotzdem stark gekämpft, aber das 1:2 durch eine Flanke in den Fünfer war der Knackpunkt. Es war kein gutes Heimspiel, und wir haben eine große Chance liegen lassen. Aber wir glauben an unser Team – in den letzten vier Runden ist noch alles möglich.“
Fazit: Der Abstiegskampf bleibt ein Thriller
Mit dem Sieg hat Gleisdorf nicht nur drei Punkte, sondern auch ein dickes Ausrufezeichen im Abstiegskampf gesetzt. Beide Teams halten nun bei 31 Punkten – acht Zähler vor dem ersten Abstiegsplatz, auf dem aktuell Vorwärts Steyr lauert. Ein bequemes Polster ist das nicht, aber immerhin ein dünnes Sicherheitsnetz.
Treibach verpasst den vorzeitigen Befreiungsschlag, bleibt aber im Rennen. Gleisdorf hingegen bringt sich in Stellung – mit Selbstvertrauen, einem Doppelpacker Barisic und dem Wissen, dass man auch unter Druck liefern kann.
Die Frage bleibt: Wer hat in den letzten Runden das dickere Fell?